kunstraum-unten

Mariola Laschet

Pressetext/Eröffnungsrede:

Kunstraum-unten setzt mit der Ausstellung von Arbeiten der Essener Künstlerin Mariola Laschet seine Serie von Präsentationen junger Künstler fort, die alle einen überzeugend individuelles Kunstkonzept entwickelt haben jenseits von modischen Kunsttrends. Dabei ist wiederum durch die Künstlerin selbst eine Ausstellung gestaltet worden, die sich nicht mit einer additiven Aufreihung von Kunstwerken begnügt, sondern ein wohldurchdachtes Miteinander und Gegeneinander von Kunstwerken und Ausstellungsraum ist.
Mariola Laschet, 1977 in Groß- Strehlitz/ Polen geboren, siedelte 1987 mit ihrer Familie nach Deutschland um. Ein kleines Plüschäffchen war das einzige Spielzeug, was Mariola mitnehmen konnte, was vielleicht der Grund für sie war, recht früh mit dem Malen und Zeichnen anzufangen. Nach anfänglichen Exkursionen in unterschiedlichen Kunsthandwerkbetrieben beendet 1997 Mariola Laschet ihr Engagement im Bereich Bühnen- und Kostümbild am Schauspielhaus Bochum und beschäftigt sich fortan intensiv mit den Medien Zeichnung und Malerei.
Heute arbeitet Sie als freie Künstlerin in Essen und unterrichtet an einer privaten Essener Kunstschule Malerei und Zeichnung.
Erlebnisse, Empfindungen, beliebige Ausschnitte unserer Welt, alles, was Mariola Laschet „im Kopf saust und braust“, transformiert die junge Künstlerin in Zeichnungen und Malerei. Bilder des alltäglichen Lebens, -  oft in einer humorvollen und mehrdeutigen Art und Weise durch den Umgang mit Tabus und Klischees geprägt- fügt sie collage-artig zusammen und konfrontiert sie mit Gestisch-Abstraktem. So erscheinen sonderbare Dinge, die bisher nie sichtbar waren und auch viel zu entlegen erschienen, um sichtbar zu sein. Zeitlich und örtlich Auseinanderliegendes wird vereinigt., Weit voneinander entfernt liegende Gegenstände rücken plötzlich ganz nahe zusammen und berühren einander. Wirklichkeit wird nicht mehr als geschlossenes Ganzes erfahren, sondern als Zusammenfügung disparater Wirklichkeitsteile. Es entsteht ein chaotischer Kosmos der Möglichkeiten, ein Spielfeld phantastischer Denkbilder,  keine realen Gegebenheiten. Der Betrachter wird in den Sog der Bilder hineingezogen und auf eine assoziative Wanderung entführt.
Mariola Laschets Bilder werden von einer außergewöhnlichen Farbenpracht dominiert, die provozierend und aufwühlend auf den Betrachter wirkt. Streng genommen sind ihre jüngsten Arbeiten aber nicht nur Malerei, sondern ein Crossover von Malerei, Zeichnung und Plastik. In einer ganz eigenen Technik setzt sie die unterschiedlichsten Materialien wie Kugelschreiber, Filzstifte, Aquarell-, Acryl- und Lackfarben in einem Werk neben- und übereinander ein. Durch die häufig pastöse, beinahe reliefartige Malweise werden die in Korrespondenz tretenden Materialien, sowie die teilweise grotesken Kohle- und Tuschezeichnungen haptisch erfahrbar. In der Kombination mit realen Objekten, wie Wäscheleinen und Verpackungsbänder, die als dreidimensionale Linien die Bildformen aufgreifen und über die ästhetischen Grenzen der Bildfläche hinweg fortsetzen, wird das Bild zum dreidimensionalen Raum erweitert. In Arbeiten wie „…Zong, ZANG, Zing…“ oder „…Zuuup…“ und „…ZUUUM…“ transformiert Mariola Laschet sogar die zweidimensionale Zeichen- und Malfläche selbst ins dreidimensionale Plastische. Die traditionellen Grenzen zwischen Zeichnung, Malerei und Plastik werden somit eingerissen. Die verschiedenen Kunstgattungen verschmelzen bei Mariola Laschet zu einer ganz neuen, spannenden Einheit.
Eine stilistische Eingrenzung fällt auf Grund der Vielfalt der Bezüge nicht leicht. Die Kombination von zweidimensionalen Bildern, von Bildern und plastischen dreidimensionale Objekten und Materialien des täglichen Lebens, erinnert an Combine Paintings von Rauschenberg und das Collage- bzw. Montageprinzip des Dadaismus und Surrealismus, der Farbeinsatz teilweise an den Expressionismus. Bevor ich aber dieser Frage allzu sehr nachgehe, sollten wir jetzt vielleicht eher einem Rat folgen, den wir schon früher den Besuchern des Ausstellungsraumes gegeben haben: Treten Sie selbst ganz dicht an die ausgestellten Arbeiten heran, lassen Sie sich in den Sog der Bilder hineinziehen, geben Sie ihrem eigenen Schädelrauschen und Kopfbrausen nach und seien sie bereit mit den Bildern Bedeutungsspiele spielen zu wollen. Ein Spiel des Zufalls, der Assoziation und der Fantasie    
Gisbert Danberg

 

 

Ruhrnachrichten

RuhrN 31.08.12

 

 

WAZ 30.08.2012

WAZ 30.08.12